Buschiri bin Salim, Abushiri ibn Salim al-Harthi

Buschiri bin Salim (auch Abushiri ibn Salim al-Harthi) war ein arabischstämmiger Plantagenbesitzer und wurde zum wichtigsten Anführer des sogenannten Araberaufstands von 1888/89 an der ostafrikanischen Küste[1][2]. Er führte eine breite Widerstandsbewegung an, die sich gegen die Machtübernahme der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft (DOAG) und die zunehmend repressive koloniale Kontrolle richtete. Buschiris Aufstand führte zunächst zur Vertreibung der deutschen Vertreter aus weiten Küstengebieten und zwang schließlich sogar das Deutsche Reich zum direkten Eingreifen[1]. Im Folgenden werden Buschiris Herkunft und Werdegang, sein politisch-militärisches Wirken, seine Allianzen mit anderen Anführern, seine Haltung gegenüber der deutschen Kolonialmacht, die Ursachen und der Verlauf seines Widerstands sowie dessen Niederschlagung und seine Nachwirkungen dargestellt.

Herkunft und Werdegang Buschiris

Buschiri wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts an der ostafrikanischen Küste geboren. Sein Vater war ein Araber omanischer Abstammung, die Mutter stammte aus dem Volk der Oromo (historisch als „Galla“ bezeichnet)[3][4]. In jungen Jahren betätigte er sich als Händler im Landesinneren um den Tanganjikasee und nahm an Kämpfen gegen den einheimischen Kriegsherrn Mirambo teil[4]. Später ließ er sich im Mündungsgebiet des Pangani-Flusses im heutigen Tansania nieder, wo er als einer der wohlhabenden Zuckerpflanzer eine Plantage betrieb und Sklaven besaß[2][4]. Er gehörte zur Küstenelite der Suaheli-Araber bzw. Shirazi, die seit Generationen in Ostafrika ansässig waren. Gleichzeitig pflegte er aber durch Herkunft und Handel enge Verbindungen zur omanisch-arabischen Gemeinschaft Sansibars. Diese doppelte Identität prägte seinen Einfluss: Er war verwurzelt in der lokalen afrikanisch-arabischen Gesellschaft und zugleich Teil der weitreichenden Handelsnetzwerke entlang der ostafrikanischen Küste.

Karl Schwabe. Mündung des Pangani-Flusses in den Indischen Ozean

Ursachen des Widerstands gegen die DOAG

Mehrere Faktoren führten 1888 zum Aufstand unter Buschiris Führung. Auslöser war die Übertragung der Küstenverwaltung von Sultan Chalifa bin Said von Sansibar an die privat betriebene Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft im April 1888[5]. Als die DOAG im August 1888 begann, in den Hafenstädten ihre Herrschaft durchzusetzen (unter anderem durch das Hissen der eigenen Flagge neben der des Sultans), regte sich heftiger Widerstand in der Bevölkerung[6][7]. Buschiri selbst betrachtete die Abtretung des sansibarischen Küstenstreifens an die Deutschen als Verrat des Sultans und kündigte diesem demonstrativ die Loyalität[8]. Sein erklärtes Ziel war die Unabhängigkeit von jeglicher fremden Herrschaft, also sowohl von der deutschen Kolonialgesellschaft als auch vom Sultan in Sansibar[9].

Bereits vor 1888 hatte sich Unmut gegen die europäischen Eingriffe aufgebaut. Britische und deutsche Einmischung in den Sklaven-, Elfenbein- und Kautschukhandel bedrohten die Einkünfte der lokalen Händlerelite, zu der auch Buschiri gehörte[10][11]. Zugleich verletzten kultur- und religionsignorante Verhaltensweisen der Europäer die einheimische Bevölkerung: Ein bekanntes Beispiel ist, dass der deutsche Verwalter Emil von Zelewski mit seinem Hund eine Moschee in Pangani betrat und so muslimische Gefühle grob beleidigte[12]. Auch andere Vorhaben der DOAG – etwa die Zwangsregistrierung von Grundbesitz und neue Abgaben – sorgten für Angst vor Enteignung und Fremdbestimmung[13]. Insgesamt fühlten sich Buschiri und viele Küstenbewohner in ihrer wirtschaftlichen Existenz, kulturellen Autonomie und sozialen Stellung bedroht. Sie empfanden die Deutschen als arrogante Eindringlinge: Wie Buschiri später gegenüber deutschen Gefangenen äußerte, „benahmen [sie] sich … völlig rücksichtslos, rissen Flaggen herab und hissten andere auf, gaben uns Befehle und Vorschriften, und benahmen sich überhaupt, wie wenn sie die Herren des Landes und wir alle ihre Sklaven seien“[14]. Diese tiefe Kränkung und Furcht vor dem Verlust der eigenen Rechte legten den Boden für den offenen Widerstand.

Emil von Zelewski (1854-1891), Kommandant der „Schutztruppe“ von Deutsch-Ostafrika

Ausbruch und Verlauf des Aufstands

Der Aufstand der Küstenbevölkerung – oft Küstenaufstand genannt – brach Ende August 1888 in Pangani aus[15]. Buschiri schloss sich sofort dieser Erhebung an und übernahm schon bald die Führung im nördlichen Küstengebiet zwischen der britischen Kolonie (heutiges Kenia) und Daressalam[15]. Unterstützt von einflussreichen Küstenfamilien und breiten Teilen der lokalen Swahili- und arabischen Bevölkerung organisierte er den Widerstand gegen die DOAG. Innerhalb weniger Wochen weitete sich die Rebellion auf andere Küstenstädte aus – neben Pangani auch Tanga, Bagamoyo, Kilwa, Lindi und Mikindani[16][17]. Bis Ende September 1888 waren die Deutschen aus fast allen Küstenorten vertrieben, mit Ausnahme ihrer wichtigsten Stützpunkte Bagamoyo und Daressalam[16].

Buschiris Truppen und Verbündete gingen äußerst entschlossen vor. In Pangani selbst musste der deutsche Stationsleiter nach einem Gefecht fliehen, nachdem Buschiris Anhänger die deutsche Flagge niedergerissen hatten. Im Süden nahmen auch afrikanische Gemeinschaften am Aufstand teil – insbesondere Krieger des Yao-Volkes unter ihrem Häuptling Machemba, die im Hinterland von Lindi die deutschen Truppen erfolgreich in Schach hielten[17][18]. An vielen Orten kam es zu Überfällen auf deutsche Händler, Missionare und Beamte; in Kilwa wurden z.B. mehrere deutsche und einheimische Mitarbeiter der DOAG getötet[19]. Der anfängliche Erfolg der Rebellen – die Kapitulation der DOAG und die faktische Befreiung großer Küstengebiete – führte zu einem erheblichen Prestigegewinn Buschiris unter den Einheimischen. Gleichzeitig alarmierte er die Kolonialmacht: Der Zusammenbruch der Gesellschaftsherrschaft zwang nun die deutsche Regierung zum Eingreifen[20].

Ab Oktober 1888 reagierten die Deutschen mit einer Seeblockade der Küste, unterstützt sogar von britischen Kriegsschiffen, um Waffennachschub für die Rebellen zu verhindern[21][22]. Reichskanzler Bismarck entsandte im Frühjahr 1889 eine Expeditionsarmee unter Führung des erfahrenen Afrikaforschers und Offiziers Hermann von Wissmann nach Ostafrika[23]. Wissmann stellte eine Schutztruppe aus deutschen Offizieren und angeworbenen afrikanischen Soldaten (Sudanesen, Zulu, Angoni und anderen) zusammen[24]. Diese landeten im Mai 1889 in Bagamoyo und Daressalam und begannen, das verlorene Gebiet systematisch zurückzuerobern[23]. Buschiri lieferte den weit überlegenen deutschen Truppen einen langwierigen Guerillakrieg im Buschland[25]. Er wechselte ständig seine Verstecke im Hinterland und nutzte die dichte Vegetation sowie die Unterstützung der Landbevölkerung, um den Gegner immer wieder überraschend anzugreifen.

Buschiris Rolle und seine Taktiken

Als Anführer im Norden koordinierte Buschiri die Verteidigung der Küste und den Angriff auf die deutschen Positionen. Dabei bewies er militärisches Geschick und politische Kalkulation. So schloss er mit den deutschen Kommandeuren – dem Marineoffizier Konteradmiral Karl August Deinhard und Reichskommissar Wissmann – zeitweise Waffenstillstandsabkommen, wenn es taktisch vorteilhaft schien[26]. Diese Abkommen hielten jedoch nie lange an, da keine Seite bereit war, von ihren Zielen abzurücken. Buschiri nutzte die Atempause, um seine Kräfte neu zu formieren. Gleichzeitig versuchte er, durch Nadelstiche die Deutschen einzuschüchtern: Er nahm mehrmals europäische Geiseln und nutzte sie als Druckmittel. So gerieten im September 1888 der berühmte deutsche Afrikaforscher Hans Meyer und sein Begleiter Oskar Baumann in Buschiris Gefangenschaft[27]. Nach harten Verhandlungen ließ Buschiri die beiden schließlich gegen ein hohes Lösegeld von 10.000 Rupien und die Übergabe ihrer gesamten Ausrüstung wieder frei[27]. Die Nachricht von der Gefangennahme eines prominenten Wissenschaftlers verbreitete sich in Europa und erhöhte den Ruf Buschiris als gefährlicher Gegenspieler der Kolonialmacht.

Buschiri zeigte auch eine schroffe Härte gegenüber Einheimischen, die mit den Deutschen kooperierten. In einer vielzitierten Aktion während einer angeblichen Waffenruhe überfiel er Ende 1888 das Dorf Kaule bei Bagamoyo, wo die Deutschen eine Station unterhielten[28]. Er entführte einen afrikanischen Maurer, der für die Deutschen gearbeitet hatte, und ließ diesem beide Hände abhacken. Den Verstümmelten schickte er mit der sarkastischen Botschaft an Wissmann zurück, er möge nun weiter für die Deutschen bauen[28]. Diese grausame Warnung illustriert Buschiris unerbittliche Haltung: Kollaborateure sollten abgeschreckt und die Entschlossenheit der Aufständischen demonstriert werden. Solche Vorfälle wurden von der deutschen Propaganda ausgeschlachtet, um Buschiri als barbarischen „Sklavenhändler“ zu brandmarken – gleichzeitig zeigten sie aber auch, wie verbittert und kompromisslos der Widerstand geführt wurde.

Trotz einzelner Rückschläge konnte Buschiri den Kampf bis weit ins Jahr 1889 hinein fortsetzen[25]. Die Wissmann-Truppe eroberte zwar nach und nach die Hafenstädte zurück (Pangani, Tanga und andere), doch Buschiri entzog sich direkten Konfrontationen, zog sich ins Inland zurück und schlug aus dem Hinterhalt zu. Erst als die Deutschen verstärkt afrikanische Hilfstruppen rekrutierten und mit überlegener Ausrüstung vorgingen, geriet Buschiri immer mehr in die Defensive. Im Spätherbst 1889 war seine militärische Lage verzweifelt: Viele seiner Mitstreiter waren gefallen oder hatten kapituliert, und die Nachschubwege waren abgeschnitten. Buschiri versuchte daraufhin, mit einem kleinen Gefolge nach Mombasa (in britischem Gebiet) zu fliehen, wurde jedoch unterwegs von rivalisierenden afrikanischen Kräften aufgespürt und gefangengenommen[29]. Einer Überlieferung zufolge spielte dabei ein Einheimischer namens Dunia eine Rolle, der Buschiris Versteck verriet – möglicherweise aus Rache dafür, dass Buschiri dessen Verwandten hatte verstümmeln lassen[30]. Buschiri wurde schließlich den deutschen Kolonialtruppen übergeben.

Allianz mit anderen einheimischen Anführern

Obwohl Buschiri die zentrale Figur der Erhebung war, stand er nicht allein: Der Aufstand wurde von einer Reihe lokaler Führer an verschiedenen Orten getragen. Weiter südlich der Pangani-Region schloss sich insbesondere der Sultan von Saadani, Bwana Heri, Buschiris Bewegung an[31]. Bwana Heri (in deutschen Quellen auch Bana Heri genannt) war ein einheimischer Herrscher der Zigua-Bevölkerung bei Saadani und stellte sich mit seinen Kriegern gegen die Deutschen. Er operierte eigenständig in seinem Gebiet südlich von Bagamoyo, koordinierte jedoch den Widerstand mit Buschiri insoweit, dass beide zeitgleich die kolonialen Vorstöße hemmten[25][31]. Bwana Heris Festung in Saadani trotzte mehreren deutschen Angriffen. Erst im April 1890, also nach Buschiris Tod, ergab Bwana Heri sich – auf Vermittlung des Sultans von Sansibar – der deutschen Schutztruppe und durfte unter deutschen Auflagen in sein Herrschaftsgebiet zurückkehren[31].

Neben Bwana Heri beteiligten sich auch andere lokale Machthaber an der Erhebung oder unterstützten sie zumindest passiv. So verließen z.B. in Bagamoyo viele arabische Großkaufleute und sogar der vom Sultan eingesetzte Liwali (Statthalter) demonstrativ die Stadt und liefen zu Buschiri über[32]. Im Süden rebellierten, wie erwähnt, die Yao unter Häuptling Machemba, und auch manche Nyamwezi- und Hehe-Krieger aus dem Inland nutzten die Gelegenheit, um sich gegen die Deutschen zu erheben[33][34]. Allerdings waren diese Allianzen teils lose und regional begrenzt. Eine straffe Gesamtführung des Aufstands über Buschiris unmittelbaren Einflussbereich hinaus gab es kaum. Dennoch gilt Buschiri als Symbolfigur, die disparate Gruppen – arabische Pflanzer, Swahili-Stadtbewohner und afrikanische Stämme – für einige Zeit im gemeinsamen Kampf gegen die Fremdherrschaft einte.

Niederschlagung des Aufstands und Buschiris Ende

Mit der Festnahme Buschiris im Dezember 1889 war der Widerstandskern im Norden gebrochen. Die deutschen Kolonialbehörden verfuhren mit dem Rebellenführer ohne Zögern: Buschiri wurde in Ketten gelegt und einem schnellen Kriegsgerichtsprozess unterzogen[29]. Bereits am 15. Dezember 1889 – nur wenige Tage nach seiner Gefangennahme – wurde er öffentlich zum Tode verurteilt und durch Hinrichtung am Galgen beseitigt[29]. Wahrscheinlich fand die Exekution in Bagamoyo statt, unter den Augen von Deutschen und eingeschüchterten Einheimischen, um ein Exempel zu statuieren. Zeitgenössische Berichte betonten, Buschiri habe bis zuletzt stolz und ungebrochen gewirkt und das Henkerkommando mit Verachtung gestraft. Mit seinem Tod endete der organisierte Widerstand an der Küste. Anfang 1890 wurden auch die letzten Aufstandsherde niedergeschlagen; Bwana Heri ergab sich im April, und bis 1891 konnten die Deutschen unter Wissmanns Kommando auch im Süden (gegen Machemba) die Oberhand gewinnen[18]. Am 1. Januar 1891 übernahm das Deutsche Reich offiziell die direkte Verwaltung von Deutsch-Ostafrika, womit die Ära der DOAG beendet war[35].

Die Niederschlagung des Aufstands verlief äußerst gewaltsam. Wissmanns Schutztruppe ging mit harter Hand vor, es gab zahlreiche Gefechte und Strafexpeditionen. In der deutschen Öffentlichkeit wurde Hermann von Wissmann daraufhin als erfolgreicher „Kolonialheld“ gefeiert, während man Buschiri als gefährlichen „Aufrührer“ abstempelte. Gleichwohl offenbarte der Aufstand die Schwäche der deutschen Privatkolonisation: Die DOAG hatte versagt, und nur mit staatlicher Militärgewalt konnte die Herrschaft in Ostafrika etabliert werden[24][36]. Buschiris öffentliches Ende – der erste Anführer in Deutsch-Ostafrika, der von den Deutschen gehängt wurde – markierte den Beginn einer bis 1918 andauernden kolonialen Unterwerfung Ostafrikas.

Eine historische Ansicht von Bagamoyo, die wahrscheinlich die Architektur und die Küstenlandschaft der Stadt

Ein Blick auf das Dorf Zigua, der den Grundriss des Dorfes und die umliegende Landschaft 

Der deutsche Geschützte Kreuzer SMS Seeadler ankerte zwischen 1907 und 1914 im Hafen von Daressalam

Zeitgenössische Wahrnehmung und historische Einordnung

Zeitgenössische koloniale Quellen bezeichneten die Erhebung fast einhellig als „Araberaufstand“. In deutschen Zeitungen und Publikationen jener Zeit wurde behauptet, es handle sich primär um eine Revolte arabischer Sklavenhändler, die ihre Privilegien und Geschäfte – vor allem den Sklavenhandel – gegen die angeblich zivilisatorische deutsche Ordnung verteidigen wollten[37]. Buschiri erschien in diesen Darstellungen als ruchloser „Rebellenhäuptling“ oder „Piratenführer“. Berichte über Gräueltaten wie die Verstümmelung des Handwerkers von Kaule[28] dienten dazu, ihn als grausamen Despoten abzustempeln und die harte Bestrafung zu rechtfertigen. Zugleich wurde gemeldet, Buschiri habe auf britische Unterstützung gehofft und sei schließlich von den Engländern im Stich gelassen worden – ein Narrativ, das seine Niederlage als unausweichlich und gerecht darstellte[38]. Die koloniale Propaganda stilisierte den deutschen Sieg als Triumph über den „Sklavenhandel“ und als Beginn einer befriedeten Ordnung an der Küste[37][39]. So schrieb etwa das Deutsche Koloniallexikon (1920) aus kolonialistischer Sicht über Buschiris Niederlage als das Ende der arabischen Herrschaftspläne in Ostafrika[40][39].

Aus heutiger Sicht wird dieses einseitige Bild jedoch deutlich korrigiert. Die moderne Forschung spricht zumeist vom Küstenaufstand oder der Küstenrebellion 1888/89, um klarzustellen, dass nicht nur Araber, sondern die gesamte multiethnische Küstenbevölkerung beteiligt war[41][39]. Tatsächlich setzte sich die Bewegung aus verschiedenen Gruppen zusammen: arabischstämmigen Großgrundbesitzern (den Shirazi und omanischen Familien), städtischen Suaheli, sowie zahlreichen Angehörigen afrikanischer Ethnien aus Küste und Hinterland[42][43]. Zwar initiierten wohlhabende muslimische Pflanzer und Händler wie Buschiri den Aufstand – unter anderem aus Furcht vor dem Verlust des Sklavenhandels und anderer Einkünfte – doch „die Masse der Beteiligten […] hatte auch eigene Motive, sich gegen die Kolonialherrschaft zur Wehr zu setzen“, wie neuere Untersuchungen betonen[43]. Viele Afrikaner kämpften, weil sie die brutale Fremdherrschaft ablehnten und um ihre Freiheit und Rechte fürchteten. Je mehr Gewalt die Deutschen einsetzten, desto stärker solidarisierte sich die lokale Bevölkerung mit dem Aufstand[44].

Bezeichnenderweise erkannte selbst Reichskommissar Wissmann in einem vertraulichen Rückblick an, dass es sich „nicht um das Abfangen eines Räuberhauptmanns, sondern um einen Kampf gegen die ganze Bevölkerung eines weiten Gebietes handelte“[45]. Diese Einsicht – von offizieller Seite damals kaum öffentlich gemacht – entspricht der heutigen Bewertung: Buschiris Aufstand war die erste große antikoloniale Erhebung in Deutsch-Ostafrika. Er vereinte verschiedenste Bevölkerungsschichten im Widerstand gegen koloniale Übergriffigkeit und steht am Beginn einer langen Reihe von Aufständen (später etwa der Maji-Maji-Aufstand 1905-07), welche die deutsche Herrschaft immer wieder herausforderten.

Historiker würdigen Buschiri bin Salim heute als Schlüsselfigur des tansanischen Widerstands im 19. Jahrhundert. Seine Biografie verdeutlicht die komplexe Verflechtung von arabischen, afrikanischen und europäischen Interessen in Ostafrika. Obwohl sein Aufstand letztlich scheiterte und er selbst den Tod fand, blieb seine Erinnerung lebendig: In Tansania gilt Abushiri mancherorts als früher Freiheitskämpfer, der sich mutig gegen Fremdherrschaft stellte. Die Forschung arbeitet weiterhin daran, die Geschehnisse von 1888/89 differenziert aufzuarbeiten – jenseits der kolonialen Klischees vom „Sklavenhändleraufstand“. Unstrittig ist, dass Buschiri bin Salim durch seinen Widerstand die Verwundbarkeit der deutschen Kolonialpläne offenlegte und damit einen wichtigen Platz in der Geschichte Ostafrikas einnimmt[45][43].

Quellen: Zeitgenössische Berichte und koloniale Nachschlagewerke (z.B. Deutsches Koloniallexikon 1920) schildern den Aufstand aus eurozentrischer Perspektive[37][39]. Heutige Darstellungen stützen sich auf neuere historische Forschung, darunter Werke wie A Modern History of Tanganyika von J. Iliffe[4], Studien zur Küstengesellschaft und Aufstandsdynamik[42][43] sowie Analysen des deutschen Expeditionsberichts und der Berichte von Zeitzeugen wie Hans Meyer und Oskar Baumann[14]. Diese vielfältigen Quellen ermöglichen ein umfassendes Bild von Buschiris Leben und der Bedeutung des Araberaufstands von 1888/89 in Ostafrika

 

[1] [10] [15] [20] [26] [27] [28] [29] Buschiri bin Salim – Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Buschiri_bin_Salim

[2] [3] [4] [8] [11] [14] [25] [31] [37] [40] [42] [43] [44] [45] Aufstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung – Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_der_ostafrikanischen_K%C3%BCstenbev%C3%B6lkerung

[5] [7] [13] [17] [18] [19] [23] [35] [41] Abushiri revolt – Wikipedia

https://en.wikipedia.org/wiki/Abushiri_revolt

[6] [12] [32] [39] ARAB UPRISING 1888

https://omanisilver.com/contents/en-us/d575.html

[9] [PDF] 2. Die Entstehung imperialer Räume – transcript.open

https://www.transcript-open.de/pdf_chapter/9783839410547/9783839410547-002/9783839410547-002.pdf

[16] [21] [22] [24] [36] Zeittafel Ostafrika – rainer-beuthel.de

https://www.rainer-beuthel.de/zeittafel-ostafrika/

[30] Bushiri bin Salim leader of the Arab revolt against the Germans …

https://omanisilver.com/contents/en-us/d417.html

[33] [34] Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus / Geschichte des Araberaufstandes… [152

https://brema.suub.uni-bremen.de/dsdk/content/pagetext/1827100

[38] Abushiri Revolt, Tanzania, 1888-1889 – LCCN Permalink

https://lccn.loc.gov/sh2018000626