Hermann Wilhelm Leopold Ludwig Wissmann

Hermann Wilhelm Leopold Ludwig Wissmann, ab 1890 von Wissmann (*4. September 1853 in Frankfurt (Oder); †15. Juni 1905 in Weißenbach bei Liezen, Steiermark), war ein deutscher Afrikaforscher, Offizier und Kolonialbeamter, dessen Wirken eng mit der gewaltsamen Ausbreitung des deutschen Kolonialismus verbunden ist.
Nach einer ersten Durchquerung des afrikanischen Kontinents im Auftrag der „Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Äquatorial-Afrikas“ stellte sich Wissmann in den Dienst des belgischen Königs Leopold II., unter dessen brutaler Herrschaft der Kongo zu einem Schauplatz extremer kolonialer Ausbeutung wurde. Später übernahm er im Auftrag der deutschen Reichsregierung die Rolle des Reichskommissars, mit dem expliziten Ziel, den Widerstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung gegen die wirtschaftlichen Interessen der Deutschen Ostafrika-Gesellschaft (DOAG) militärisch zu brechen. Dafür stellte Wissmann eine sogenannte Privatarmee auf, die mit großer Gewalt gegen die lokale Bevölkerung vorging.

1895 bis 1896 amtierte er als Gouverneur von Deutsch-Ostafrika – ein Mandat, das ihn in die Umsetzung kolonialer Herrschaftspraktiken involvierte, die auf Repression, Zwangsarbeit und systematische Kontrolle abzielten. Zwar wurde ihm das Kommando über die staatliche Schutztruppe verweigert, doch bleibt sein Name untrennbar mit der gewaltsamen Etablierung und Aufrechterhaltung deutscher Kolonialmacht in Ostafrika verknüpft. Seine Rolle als „Afrikaforscher“ wird heute zunehmend kritisch betrachtet – als Teil einer imperialen Expansion, die auf Ausbeutung, Unterwerfung und kultureller Zerstörung beruhte.