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Kilwa Kisiwani, Insel (Tansania)

Kilwa Kisiwani: Frühe Bedeutung und Entwicklung als Handelspunkt und Hafenstadt

  1. Einleitung
  2. Frühzeit und Entstehung
  3. Handel und wirtschaftlicher Aufstieg
  4. Architektur und Stadtplanung
  5. Gesellschaft und Kultur
  6. Rückgang und späteres Schicksal
  7. Fazit
  8. Quellen

Einleitung: Eine Insel im Indischen Ozean

Kilwa Kisiwani liegt vor der Küste des heutigen Tansania und war eines von rund 35 mittelalterlichen Handelszentren an der ostafrikanischen Küste (UNESCO). Die Insel wurde spätestens im 7./8. Jahrhundert n. Chr. besiedelt; im 13. und 14. Jahrhundert entwickelte sich hier eine wohlhabende Stadt, die den Handel zwischen dem afrikanischen Hinterland und dem Indischen Ozean prägte (UNESCO).

 

Frühzeit und Entstehung

Früheste archäologische Spuren verweisen auf einfache Holzbauten und Eisenverarbeitung um das 7./8. Jahrhundert n. Chr.; Importware aus dem Mittelmeerraum belegt eine frühe Einbindung in überregionale Netze (ThoughtCo). Ab dem späten 8. Jahrhundert siedelten sich muslimische Kaufleute aus der arabischen Halbinsel und aus Ägypten dauerhaft in Küstenstädten an (World History Encyclopedia). Shirazi-Händler verstärkten ab dem 12. Jahrhundert den islamischen Einfluss und die steinerne Architektur (WHE).

Laut Kilwa-Chronik und Forschung wurde die Stadt im 12. Jahrhundert unter Ali ibn al-Hasan zu einem eigenständigen Sultanat ausgebaut; Befestigungen und Handelsförderung legten den Grundstein für Kilwas Aufstieg (Wikipedia). Archäologische und schriftliche Quellen belegen den Aufstieg zu einem führenden entrepôt der südlichen Swahili-Küste (Wikipedia).

 

Handel und wirtschaftlicher Aufstieg

Kilwas Lage zwischen Hinterland und Seewegen machte die Insel zum Knotenpunkt des interkontinentalen Handels (Arabien, Indien, China, Mittelmeer). Ab dem 11. Jahrhundert wurden Seerouten intensiviert; Hochseefischerei und maritime Infrastruktur nahmen zu (ThoughtCo).

Exportgüter und Importwaren

Exportiert wurden Elfenbein, Tierhäute, Harze (u. a. Weihrauch, Myrrhe), Edelsteine, Bernstein, Hölzer sowie Gold, Kupfer und Eisen; importiert wurden Luxusgüter wie Stoffe, Schmuck, Glaswaren, persische Fayencen und chinesisches Porzellan (WHE; UNESCO). Der Goldhandel über den südlichen Außenposten Sofala – gespeist aus dem Raum Groß-Zimbabwe – begründete Kilwas Reichtum (WHE). Kilwa prägte ab dem 11./12. Jahrhundert eigene Münzen – die frühesten im subsaharischen Afrika (WHE; EBSCO Research Starters).

Kontrolle über Handelsnetze

Mit wachsender Macht kontrollierte Kilwa mehrere Swahili-Städte (u. a. Mombasa, Malindi, Zanzibar) und Außenposten bis nach Madagaskar (Wikipedia). Hohe Zölle und Abgaben auf Gold- und Elfenbeintransporte stärkten Autonomie und Wohlstand (EBSCO).

 

Architektur und Stadtplanung

Kilwa entwickelte eine eigenständige Korallenstein-Architektur mit Kalkmörtel; erste Steinbauten entstanden um 1000 (ThoughtCo). Die Große Moschee (11. Jh.; Ausbau im 13. Jh.) besaß Kuppeln und Gewölbe; Porzellan war teilweise als Schmuck in Fassaden eingelassen (UNESCO). Der Palast Husuni Kubwa (ca. 1310–1333) umfasste u. a. einen oktogonalen Badepool und große Lagerräume (UNESCO; WHE).

 

Gesellschaft und Kultur

Die Bevölkerung setzte sich aus lokaler Bantu-Bevölkerung, zugewanderten Händlern aus Arabien und Persien sowie Mischfamilien zusammen; daraus formte sich die Swahili-Kultur mit Islam als dominierender Religion (WHE). Ibn Battuta besuchte 1331 Kilwa und pries es als „eine der schönsten Städte der Welt“ (UNESCO).

Der Wohlstand führte zu sozialer Differenzierung: Eliten lebten in Steinbauten mit Innenhöfen und teils Sanitäreinrichtungen, die Mehrheit in einfachen Hütten (Wikipedia; EBSCO).

 

Rückgang und späteres Schicksal

Der Niedergang setzte im späten 14. Jahrhundert ein (u. a. Auswirkungen des Schwarzen Todes auf Fernhandel) (ThoughtCo). Um 1505 errichteten die Portugiesen ein Fort auf der Insel; die Reorientierung der Handelswege leitete Kilwas Fall ein (UNESCO). Spätere o-manische und französische Einflüsse konnten die frühere Bedeutung nicht wiederherstellen; im 19. Jahrhundert war die Stadt weitgehend aufgegeben (Wikipedia).

Die Ruinen von Kilwa Kisiwani und Songo Mnara sind seit 1981 UNESCO-Welterbe und zeugen von der Swahili-Kultur, der Islamisierung Ostafrikas und der Einbindung in die Handelsnetze des Indischen Ozeans (UNESCO).

 

Kilwa Kisiwani war kultureller Schmelztiegel und wirtschaftliches Machtzentrum des mittelalterlichen Indischen Ozeans. Afrikanische, arabische und persische Einflüsse verbanden sich zu einer eigenständigen Swahili-Kultur; der Gold- und Elfenbeinhandel sowie eine bemerkenswerte Steinarchitektur machten Kilwa zu einer Leitstadt seiner Zeit (WHE; UNESCO).

Kilwa Kisiwani ca 1572