Rhodesischer Buschkrieg (Rhodesian Bushwar)

Historischer Hintergrund

Der Rhodesische Buschkrieg (auch Zweiter Chimurenga oder Zimbabwe‑Befreiungskrieg) begann aus der Auflösung der Zentralafrikanischen Föderation. Nach dem Ende der Föderation strebte die weiße Minderheit in Süd‑Rhodesien eine Unabhängigkeit unter Beibehaltung der weißen Dominanz an, während die afrikanische Bevölkerungsmehrheit demokratische Selbstbestimmung forderte. 1965 erklärte Premierminister Ian Smith einseitig die Unabhängigkeit (Unilateral Declaration of Independence – UDI). Afrikanische Parteien wie die Zimbabwe African People’s Union (ZAPU) und die Zimbabwe African National Union (ZANU) wurden 1964 verboten. Sie spalteten sich 1963 und gerieten in interne Kämpfe, bevor sie ins Exil gingen und den bewaffneten Kampf aufnahmen[1].

Die Guerillas der ZANU ließen sich in China schulen und übernahmen maoistische Strategien, die auf “die Menschen als entscheidenden Faktor” setzten – die kämpfenden Einheiten sollten die Dorfbewohner durch politische Aufklärung und Schutz für sich gewinnen[2]. Rhodesien sah den Konflikt hingegen als Abwehrkampf gegen „kommunistische Terroristen“; seine Regierung warb um Unterstützung aus dem Westen und behauptete, sie verteidige christlich‑westliche Werte[3].

Die Guerillabewegungen ZANLA (der bewaffnete Arm der ZANU) und ZIPRA (der ZAPU) erhielten Waffen und Ausbildung aus China, der Sowjetunion und Mosambik. Im Laufe der 1970er Jahre wurde der Krieg zunehmend grenzüberschreitend, da die Guerillas Basislager in den Nachbarstaaten aufbauten und die Rhodesian Security Forces (RSF) Vergeltungsaktionen in Mosambik und Sambia flogen. Die Waffen wurden moderner: ZANLA kämpfte mit AK‑47 und AKM, SKS‑Karabinern, RPD‑ und RPK‑Maschinengewehren sowie RPG‑2/RPG‑7‑Granatwerfern[4], während die RSF FN FAL‑Gewehre, G3‑Sturmgewehre, FN MAG‑Maschinengewehre, improvisierte „Golf“‑Bomben und napalmgefüllte „Frantan“‑Abwurfbehälter verwendeten[5][6].

 

Erzählungen und Erinnerungen aus der Bevölkerung

Dorfbewohner als Spielball beider Seiten

Das ländliche Zimbabwe war das wichtigste Operationsgebiet. Dorfbewohner mussten sich zwischen Guerillas, Rhodesischer Armee und den von der Regierung geschaffenen Protected Villages bewegen. Die geschützten Dörfer sollten den Nachschub der Guerillas unterbrechen, zwangen die Menschen jedoch in umzäunte Siedlungen und verstärkten die Ablehnung gegen die Regierung[7].

Zeitzeugen berichten, wie Pungwe – nächtliche Versammlungen mit Gesang, Tanz und politischen Reden – der Guerillas ZANLA nutzten, um „Volksbewusstsein“ zu schaffen, Loyalität zu erzwingen und Verräter (sogenannte Vatengesi) öffentlich zu bestrafen. Ein Opfer des Mushayi‑Massakers im August 1979 erzählte, wie ZANLA‑Kämpfer einen Farmer namens Surry gefangen nahmen, ihn auf einem Pungwe vorführten, mit Bajonetten töteten und seine verstümmelten Körperteile als Abschreckung zur Schau stellten[8]. Solche Vorfälle führten dazu, dass viele weiße Farmer ihre Höfe verließen[9].

In der gleichen Untersuchung berichten Dorfbewohner aus Dambara, dass der Ortsvorsteher Mr Mushayi verdächtigt wurde, ein sell‑out (Verräter) zu sein. Er und seine Familie wurden während eines Pungwe von RSF‑Truppen überrascht; fünf seiner Kinder starben[10]. Die Erzählungen zeigen, wie schnell Wohlstand, Kontakte zur Regierung oder auch der Besitz eines Radios ausreichten, um als Kollaborateur stigmatisiert und der Rache der Guerillas ausgeliefert zu sein[11].

Brutalität der Kriegsführung

Eindrückliche Berichte aus Chesa (Provinz Mount Darwin) zeigen, dass der Krieg vor allem die Landbevölkerung traf. Cde Stephen Kabozo, damals neun Jahre alt, erinnerte sich, wie sein Dorf nach einem Pungwe überfallen wurde, weil sie Freiheitskämpfer beherbergt hatten: Rhodesische Truppen brannten Hütten nieder, erschossen vier Menschen – darunter Kabozo’s Bruder – und töteten Vieh; er entkam aus einer brennenden Hütte[12]. Cde Gift Karinge schilderte dieselbe Nacht: Er wachte im Feuer auf, kroch durch Rauch, während Kugeln flogen, und sah, wie Leichen verbrannten und ins Feuer geworfen wurden[13]. Die Mutter eines der Opfer, Gogo Eveline Kamanje, betonte, dass diese Gräuel nicht vergessen werden dürften und die Jugend die Opfer des Befreiungskampfes kennen müsse[14].

Erfahrungen der weißen Minderheit

Auch unter den weißen Siedlern war der Krieg allgegenwärtig. Ein als Kind auf einer Farm aufgewachsenes Mädchen erinnerte sich an permanente Angst, bewaffnetes Fahren, die Agri‑Alert‑Funkgeräte, mit denen Farmer vor Angriffen warnten, und an obligatorische Schießausbildung[15]. Ihre Erzählung zeigt eine andere Perspektive: Während die Regierung die weißen Farmer als Bollwerk gegen den Kommunismus stilisierte, lebten viele in ständiger Furcht vor Überfällen.

Stimmen der Freiheitskämpfer

Viele ehemalige Mujibhas (Jugendboten) und Guerillas betonen, dass der Krieg kein Rassenkrieg, sondern ein Kampf gegen Ungerechtigkeit, Kapitalismus und Imperialismus war. Garikai Mutasa, selbst Mujibha, sagte: „Wir kämpften nicht, um Weiße zu zweitklassigen Bürgern zu machen, sondern um kolonialen Kapitalismus zu stürzen“[16]. Er berichtet, dass Mujibhas und Chimbwidos (weibliche Helferinnen) Informationen überbrachten, Pungwes organisierten und Vorräte sammelten. Wer jedoch als sell‑out galt, konnte von den Freiheitskämpfern hart bestraft werden; Mutasa rechtfertigt dies als notwendiges Übel, um den Kampf zu sichern[17].

Alltag in den Protected Villages – „Keeps“

Ein zentrales Kriegsmittel der Regierung waren die Protected Villages („Keeps“). Zeitzeugen berichten, wie grün‑graue Militärlastwagen plötzlich in die Dörfer einfuhren, Familien zusammengetrieben wurden und Soldaten jeden, der sich wehrte, mit Gewehrkolben und Bajonetten schlugen[18]. Die Dorfbewohner mussten in Eile ihr Hab und Gut packen; wer später zurückkam, fand seine Siedlung verlassen. In den umzäunten Lagern gab es Stacheldrahtzäune, zwei bewachte Tore und strenge Vorschriften: Jeder Zutritt wurde registriert, eine 16‑Uhr‑Ausgangssperre galt, und die Bewohner mussten morgens zum Appell antreten[19]. Die Hütten waren improvisiert und dicht beieinander, Vieh durfte nicht mit hinein; täglich schlichen sich Menschen ins alte Dorf, um Ziegen und Rinder zu versorgen[19].

Der Alltag in den Keeps war geprägt von Beengtheit, Hunger und Krankheiten. Zeitzeugen berichten von roll call wie in einem Internat, überfüllten Hütten, Seuchen wie Krätze (scabies) und von einem Mangel an Freiheit; viele litten unter der Trennung von ihren Feldern und dem Verlust an Vieh[20]. Um ihren Feldern Wasser zu geben, schlossen Bewohner heimlich Zäune auf; Männer durchschnitten das Drahtgeflecht mit Bolzenschneidern und schlichen zu ihren Feldern[19]. Laut Erinnerungen wollte die Regierung die Guerillas aushungern: Man plante, vergiftete Nahrungsmittel oder mit Anthrax verseuchte Schuhe aus Hubschraubern abzuwerfen, damit hungrige Freiheitskämpfer sie aufheben würden[21].

Auch aus der Sicht der Regierung war das System umstritten. Ein Bericht des Übergangsrates betonte, dass die Sammlung der Landbevölkerung hinter Draht das Ziel hatte, die Menschen vor Guerilla‑Gewalt zu schützen und den Aufständischen Nahrung zu entziehen, räumte aber ein, dass die Entfernung zu den Feldern eine schwere Belastung darstelle. Dennoch erklärten einige alte Männer in Manicaland, die Schutzdörfer seien trotz aller Unannehmlichkeiten eine Art Zuflucht und kein Zwangslager[22].

Mujibhas, Chimbwidos und die unsichtbare Armee

Die Guerillaorganisationen konnten nur überleben, weil die Bevölkerung sie unterstützte. Mujibhas (männliche Boten) und Chimbwidos (weibliche Helferinnen) waren das Rückgrat des Informations‑ und Logistiknetzwerks. Ein Artikel des „Herald“ erinnert an diese „Augen und Ohren des Kampfes“, die unbewaffnet waren, aber bereit waren, den Preis zu zahlen, um die tyrannische Ordnung zu stürzen[23]. Fay Chung, die die Kämpfe in ihren Memoiren beschrieb, hebt hervor, dass die frühen militärischen Aktionen wenig erfolgreich waren und die ZANLA daher politische Kommissare aufbaute, deren Waffen nicht Schusswaffen, sondern Ideen, Werte und Ideologie waren; ZANLA und ZIPRA begannen, die Herzen der Bevölkerung zu gewinnen[23].

Die Mujibha‑Netze umfassten Kinder im Alter von sechs Jahren, Schulkinder, Jugendliche, Frauen und Alte – im Grunde alle, die nach Sicherheitsprüfung als vertrauenswürdig galten[24]. Sie taten scheinbar nichts, beobachteten aber Bewegungen und informierten die Freiheitskämpfer per Boten, Trommelschlägen oder Gesängen. Ein Veteran der US‑Armee, der als Söldner im rhodesischen Heer diente, beschrieb diese Nachrichtensysteme als „top‑drawer“ und besser als alles, was er in Vietnam gesehen habe; sie lebten mit den Menschen, sie waren die Menschen[25]. Dave Brooks vom Special Air Service nannte die gegnerische Nachrichtengebung „unfehlbar“; der Schlüssel seien die „Nhingi“ (Mujibhas), Männer, die scheinbar untätig herumsitzen und deshalb nie verdächtigt würden[26]. Der frühere Geheimdienstoffizier Bob North gestand, dass die Rhodesier trotz eigener Spitzel die Guerilla‑Netze nicht zerschlagen konnten: Mujibhas beobachteten militärische Basen, übermittelten Informationen über Truppenstärken und logistische Details und ermöglichten so präzise Angriffe[26].

Frauen spielten eine besondere Rolle: Sie versteckten Waffen in ihren Kleidern, taten so, als seien sie schwanger, und transportierten so Gewehre und Munition[27]. Kommunikation erfolgte über verschiedene Trommelschläge, die vor Gefahr warnten oder den Freiheitskämpfern Informationen übermittelten; Pungwe‑Nächte dienten ebenfalls der Koordination[27]. Die Helferinnen stellten Nahrung bereit, kochten und trugen Versorgungsgüter zu den Frontabschnitten. Viele verloren dabei ihre Häuser, ihr Vieh oder sogar ihr Leben, doch sie hielten an der Vision einer freien Zukunft fest[27].

Alltagsleben der weißen Bevölkerung

Auch für die weiße Minderheit veränderte sich der Alltag dramatisch. Da nur wenige schwarze Rhodesier den Sicherheitskräften beitraten, wurden weiße Männer in Miliz‑ und Reserveverbände eingezogen. Laut Historiker Tor Jakobsen verbrachte ein weißer Rhodesier oft sechs Wochen im Dienst und sechs Wochen auf der Farm; dies zog sich über Jahre hin und belastete Familien[28]. Verweigerung bedeutete Gefängnis, und mit der Eskalation der Kämpfe wurden auch Männer zwischen 38 und 50 Jahren einberufen[28]. Die ständige Abwesenheit der Väter und die Angst vor Anschlägen prägten den Alltag in den Siedlergemeinden.

 

Anti-Smith demonstration, N.Y.C. by Bernard Gotfryd (1924-2016)

Bewaffnung und Kriegsgerät

Rhodesian Security Forces (RSF)

Die RSF verfügten über eine Mischung aus britischem und südafrikanischem Material. Zu den Standardgewehren gehörten zunächst das L1A1 Self‑Loading Rifle, das ab 1966 schrittweise durch verschiedene FN‑FAL‑Varianten ersetzt wurde, darunter das belgische Modell 50.00, das Klappschaft‑Modell 50.61, brasilianische IMBEL M964‑Gewehre und südafrikanische Vektor R1. Lizenz‑Produkte der HK G3A3/A4 aus Portugal ergänzten die Bewaffnung[5].

Als Maschinengewehre dienten anfangs der Bren Mk 3/4 und später die FN MAG, die auch auf Unimog‑Fahrzeugen, Land Rovern und Helikoptern montiert wurden[29][30]. Schwere MGs wie Browning M1919A4 und M2HB waren begrenzt vorhanden; erbeutete sowjetische DShKM‑ und KPV‑Geschütze wurden improvisiert verwendet[31].

Die Air Force entwickelte eine Reihe hausgemachter Bomben für Fire‑Force‑Einsätze: die 460‑kg‑Druckbombe „Golf“ und die kleinere „Mini Golf“; Cluster‑Bomben vom Typ Alpha (450 kg); die Napalm‑Abwurfbehälter Frantan (17‑ und 50‑Gallonen); sowie verschiedene Bunker‑Bomben und improvisierte Rohrbomben[32]. Erbeutete sowjetische RPG‑7‑ und RPG‑2‑Werfer ersetzten ab 1978 die veraltete US‑Bazooka[33].

Wegen der Minengefahr entwickelten die RSF eine ganze Palette minengeschützter Fahrzeuge: vom Mine Protected Land Rover (MPLR) über den Leopard‑Sicherheitswagen und Hippo/APC bis zu den Pookie‑Minenaufklärern[34]. Südafrika lieferte Eland‑90‑/Eland‑60‑Panzerwagen, und sogar einige sowjetische T‑55‑Panzer wurden von Südafrika bereitgestellt, aber nie eingesetzt[35]. Die Spezialeinheiten nutzten captured BRDM‑2‑Spähwagen, UR‑416‑Derivate („Hot Lips“) und verschiedene improvisierte „Bullet“‑ oder „Crocodile“‑APCs[34].

Bewaffnung der Guerillas (ZANLA/ZIPRA)

Die Nationalisten verfügten über sowjetische und chinesische Standardwaffen. Laut zeitgenössischen Berichten setzten sie AK‑47‑ und AKM‑Sturmgewehre, SKS‑Karabiner, RPD‑ und RPK‑Leichtmaschinengewehre sowie RPG‑2‑ und RPG‑7‑Granatwerfer ein[4]. Die Rhodesier entdeckten bei späteren Angriffen zudem Mörser, 12,7‑mm‑ und 14,5‑mm‑Flugabwehrmaschinengewehre sowie 122‑mm‑Raketenwerfer in den Guerillalagern[36]. Diese Feuerkraft war für die leichten RSF‑Einheiten gefährlich; erbeutete AK‑47/AKM‑Gewehre wurden deshalb an Fallschirmjäger und Helikoptercrews ausgegeben[37].

Die Guerillas legten Landminen an und improvisierten Sprengfallen, was zum massiven Einsatz minengeschützter Fahrzeuge durch die RSF führte.

 

Organisation der Befreiungsbewegungen

ZAPU/ZIPRA – konventionelle Strukturen und Disziplin

Die Zimbabwe African People’s Union (ZAPU) gründete 1962 eine geheime militärische Abteilung namens Special Affairs, aus der später die Zimbabwe People’s Revolutionary Army (ZPRA / ZIPRA) hervorging[38]. Bereits 1962–64 schmuggelte ZAPU Waffen, vor allem aus Ägypten, und entsandte erste Rekruten zur Ausbildung nach Russland, Ghana, China, Ägypten und Kuba; zu diesen Pionieren gehörten Dumiso Dabengwa und Solomon Mujuru, die später hohe Posten in der Armee des unabhängigen Zimbabwe bekleideten[39]. Nach einer inneren Krise reorganisierte 1972 der Veteran Jason “JZ” Moyo den militärischen Flügel und benannte ihn in ZPRA um[40].

Unter Alfred „Nikita“ Mangena, der in den frühen 1970er Jahren Stabschef wurde, entwickelte sich ZPRA von einem improvisierten Guerillaverband zu einer professionellen Armee. Mangena errichtete eine hierarchische Struktur mit Abteilungen für Operationen, Nachrichtendienst und Logistik[41]. Die Ausbildung konzentrierte sich auf konventionelle Infanterie‑Manöver, schwere Waffen, Ingenieurwesen, Sabotage und Aufklärung, während ideologisches Training zweitrangig war[42]. ZPRA‑Einheiten erhielten sogar gepanzerte Fahrzeuge und Panzer, wodurch die Truppe sowohl Guerilla‑ als auch konventionelle Kriegführung beherrschte[43].

Disziplin war ein zentrales Merkmal: Die Führung suchte ein Gleichgewicht zwischen Bürokratie und operativer Effizienz[44]. Mangena und sein Nachfolger Lookout Masuku (ab 1978) legten großen Wert auf professionelle Ausbildung, Versorgung und eine respektvolle Beziehung zu den Dorfbewohnern. ZPRA diente später als verlässlicher Partner für den bewaffneten Arm des ANC (MK) und für SWAPO; sie eröffneten Transitkorridore nach Südafrika und Namibia[45]. Trotz dieser Verdienste wurden viele ZPRA‑Offiziere nach der Unabhängigkeit aus der neuen nationalen Armee entlassen oder marginalisiert[46].

ZANLA – Maoistische Mobilisierung und politische Kommissare

Die Zimbabwe African National Liberation Army (ZANLA), der militärische Arm der ZANU, orientierte sich an Mao Zedongs Lehren. In chinesischen Ausbildungslagern lernten die Kader, dass der entscheidende Faktor im Krieg die Unterstützung der Bevölkerung ist – nicht die Überlegenheit an Waffen[2]. ZANLA schuf daher regionale Komitees für Ausbildung, Nachschub und Propaganda und setzte politische Kommissare ein, die bei Pungwe‑Versammlungen ideologische Schulungen durchführten und Dorfbewohner durch Musik, Erzählungen und soziale Dienstleistungen für den Kampf mobilisierten. Während ZPRA auch konventionelle Schlachten vorbereitete, blieb ZANLA bei Guerilla‑Taktiken, Infiltration und Sabotage, wobei die militärische Endphase dem Volksaufstand vorbehalten blieb.

 

ZAPU Flagge

Propaganda und psychologische Kriegsführung

Rhodesische Regierung

Die Rhodesier führten eine ausgeklügelte Propagandakampagne, um die schwarze Bevölkerung von den Guerillas zu isolieren und die weiße Öffentlichkeit zu beruhigen. Während der Internal‑Settlement‑Verhandlungen 1978/79 warb man mit Flugblättern für Bishop Abel Muzorewa. Ein Handzettel mit dem Slogan „Die Leute wollen Frieden“ präsentierte üppige Maisfelder als Belohnung für die Unterstützung des Abkommens, während Krieg mit Dürre und Not dargestellt wurde[47]. Ein weiteres Flugblatt „Komm heim – Dein Land erwartet Dich“ lockte Menschen in den Busch zurück und enthielt ein Formular zur Registrierung[48].

Die Rhodesian Broadcasting Corporation sendete auf Englisch und Shona Programme, in denen Guerillas als „kommunistische Terroristen“ verunglimpft wurden und Prämien für ihre Ergreifung versprochen wurden. Ein schwarzer Moderator erinnerte sich jedoch später, dass nur Weiße diese Sendungen hörten, während die meisten Afrikaner Radio Mosambik oder Voice of Zimbabwe einschalteten; „das ganze Land stand hinter den Freiheitskämpfern“[49].

Um die Moral der weißen Minderheit zu stärken, produzierte die Abteilung für Information die Comic‑Serie „Ridgeback“, in der ein schwarzer Polizist gemeinsam mit einem weißen Landwirt gegen „Terroristen“ kämpfte. Aufgrund interner Streitigkeiten wurde sie kaum eingesetzt[50]. Weitere Maßnahmen umfassten Luftabwürfe von Flugblättern, Lautsprecher‑Aufrufe zur Kapitulation und das Errichten von Protected Villages, begleitet von Broschüren wie Massacre of the Innocents, die Guerillas als brutale Räuber darstellten[51].

Propaganda der Nationalisten

Die Guerillas entwickelten ebenfalls wirksame Propaganda. Ein zentrales Instrument waren Chimurenga‑Lieder. Musiker wie Thomas Mapfumo kombinierten traditionelle Shona‑Musik mit Rock‑Elementen und ließen politische Botschaften einfließen. Während des Zweiten Chimurenga entstand eine Stilrichtung namens Chimurenga, deren Texte die Apartheid‑Herrschaft anprangerten und die Bevölkerung zum Widerstand aufriefen[52]. Mapfumo sang ab 1976 mit der Acid Band und später mit seiner Gruppe Blacks Unlimited Lieder wie „Tumira Vana Kuhondo“ („Mütter, schickt eure Kinder in den Krieg“) und wurde deshalb 1977 verhaftet[53]. Diese Musik wurde von der Regierung verboten, aber sie verbreitete sich als Gegenpropaganda, mobilisierte die Landbevölkerung und vermittelte soziale Normen[54].

Eine Studentengruppe der University of Birmingham beschreibt, dass Chimurenga‑Musik „den unterdrückten schwarzen Simbabwern mentale Stärke gab“ und als „counter‑propaganda music“ fungierte[55]. Die Texte enthielten Metaphern und Sprichwörter, die weiße Beamte nicht verstanden, boten moralische Anleitung und verbreiteten Informationen über den Kampf[56]. Wiederkehrende Zeilen erleichterten das Lernen, erzeugten tranceartige Effekte und vereinten die Zuhörer; das Singen bei Pungwes erreichte selbst abgelegene Gebiete via Radio[57].

Neben der Musik waren Pungwe‑Versammlungen selbst ein Mittel der politischen Bildung: ZANLA‑Kader nutzten nächtliche Treffen, um Slogans zu verbreiten, Dorfbewohner zu verpflichten und Verräter zu bestrafen[8].

Tradition und Spiritualität

Spirituelle Medien als Ratgeber

Die Befreiungsbewegung griff nicht nur auf Waffen, sondern auch auf spirituelle Kraftquellen zurück. In der Shona‑Kultur gilt der Kontakt zu den Ahnen (mudzimu) als wesentlicher Bestandteil des Lebens. David Lan beschreibt in seinem Buch Guns and Rain die Zusammenarbeit zwischen den Spirituellen Medien (Mbuya Nehanda, Sekuru Kaguvi, Chaminuka) und den Freiheitskämpfern. Die Ahnen fungieren als Vermittler zwischen den Lebenden und dem Schöpfer; wer sie richtig ehrt, kann Schutz, Nahrung und Erfolg erbitten. Laut Lan bestand der Widerstand in einer „bemerkenswerten Zusammenarbeit von Toten und Lebenden, Vergangenheit und Gegenwart“.

Diese Medien, sogenannte svikiro, „hassen alles Europäische“ und legen strenge rituelle Verbote fest. Wenn die Guerillas diese Verbote befolgen, bleiben sie nach Überzeugung der Gläubigen unverletzt und der Kampf wird erfolgreich verlaufen. Die Kämpfer trafen in der Zambezi‑Region verschiedene Medien, lebten mit ihnen und erhielten Anweisungen für Rituale. Lan betont, dass ohne die Hilfe der spirituellen Welt der Befreiungskampf unendlich lange gedauert hätte.

Ahnenkult im Alltag

Nach dem Shona‑Glauben endet die Verantwortung der Eltern nicht mit dem Tod. Ahnen (midzimu) betreuen ihre Nachfahren weiterhin; nach einem Jahr wird bei der kurova‑guva‑Zeremonie der Geist des Verstorbenen wieder in die Familie eingeführt. Medien dienen als Gefäß für die Ahnenbotschaften; sie werden „von den Ahnen ergriffen“ und übermitteln Weisungen an das Volk. Diese Rituale und Beratungen dauerten auch nach der Unabhängigkeit an und prägen bis heute das kollektive Gedächtnis.

Kulturelle Erneuerung

Schon zu Beginn der Befreiung hieß es in der National Democratic Party (Vorgängerin von ZAPU), die Mitglieder sollten europäische Gewohnheiten ablegen und sich wieder traditionellen Praktiken zuwenden. Robert Mugabe forderte, gewöhnliche Parteimitglieder sollten europäische Schuhe ausziehen und „afrikanische“ Lebensweisen annehmen[58]. Die kulturelle Erneuerung sollte Stolz und Gemeinschaftssinn stärken und galt als ideologisches Gegengewicht zur Kolonialkultur.

Opfer und Auswirkungen

Laut unabhängigen Statistiken starben im Buschkrieg rund 34 000 Menschen: etwa 2 500 Angehörige der RSF, 500 weiße Zivilisten, über 22 000 Nationalisten und ungefähr 9 000 schwarze Zivilisten; viele Letztere wurden von Guerillas als „sell‑outs“ ermordet oder gerieten bei Operationen der RSF ins Kreuzfeuer[59][60].

Die Bevölkerung wurde zwischen den Fronten zerrieben. Der Verlust von Land, Vieh und Angehörigen, traumatische Nächte im Pungwe, der Zwangsumzug in geschützte Dörfer und die gegenseitige Verdächtigung wirken bis heute nach. Viele Dorfbewohner beklagen, dass ihre Opfer im unabhängigen Zimbabwe kaum Anerkennung finden; gleichzeitig erinnern sich Freiheitskämpfer mit Stolz an ihren Beitrag zur Befreiung.

Aus Sicht der Einheimischen war der Rhodesische Buschkrieg ein komplexer Konflikt, der nicht nur zwischen weißen Soldaten und schwarzen Guerillas ausgetragen wurde, sondern in den Dörfern und Familien. Die Ursachen lagen im Kolonialismus und der Weigerung der weißen Minderheitsregierung, demokratische Teilhabe zuzulassen. Die Bevölkerung wurde gezwungen, Partei zu ergreifen, und wurde mit Propaganda auf beiden Seiten konfrontiert: Die Regierung stilisierte den Kampf als Abwehrschlacht gegen den Kommunismus, verteilte Flugblätter und errichtete Schutzdörfer; die Guerillas setzten Pungwe‑Versammlungen und Chimurenga‑Musik ein, um Bewusstsein und Solidarität zu schaffen. Die Berichte von Zeitzeugen – von traumatisierten Bauern in Chesa, von Mujibhas, die Informationen trugen, bis hin zu weißen Kindern auf Farmen – zeigen, dass der Krieg vor allem ein Krieg um Herzen und Köpfe war, der tiefe Narben hinterließ.

[1] [2] [7]  The Rhodesian Bush War/Zimbabwe War of Liberation | Small Wars Journal by Arizona State University

https://smallwarsjournal.com/2022/02/25/rhodesian-bush-warzimbabwe-war-liberation/

[3] [4] [36] Rhodesian Bush War – Wikipedia

https://en.wikipedia.org/wiki/Rhodesian_Bush_War

[5] [6] [29] [30] [31] [32] [33] [34] [35] [37] List of weapons of the Rhodesian Bush War – Wikipedia

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_weapons_of_the_Rhodesian_Bush_War

[8] [9] [10] [11]  Remembering Zimbabwe’s War of Liberation through Memories of the August 25 1979 Mushayi Battle, Dambara Area, Gutu

https://www.scirp.org/journal/paperinformation

[12] [13] [14] Recounting heinous war-time experiences – herald

https://www.heraldonline.co.zw/recounting-heinous-war-time-experiences/

[15] Childhood Perspectives of War. Memories of normal life during the… | by Gwyn | Medium

https://gwyncole.medium.com/perspectives-of-war-from-my-childhood-a60a68881e1a

[16] [17] Mujibha’s account of the liberation struggle – Celebrating Being Zimbabwean

https://www.thepatriot.co.zw/old_posts/mujibhas-account-of-the-liberation-struggle/

[18] [19] [20] [21] Reliving Rhodesia’s protected villages: The Keeps – herald

https://www.heraldonline.co.zw/reliving-rhodesias-protected-villages-the-keeps/

[22] Protected Villages

https://sites.google.com/site/rhodesianguardforce/types-of-operation/protected-villages

[23] [24] [25] [26] [27] Realities of struggle: Putting eyes, ears on the block for freedom – herald

https://www.heraldonline.co.zw/realities-of-struggle-putting-eyes-ears-on-the-block-for-freedom/

[28] The Fall of Rhodesia

https://www.popularsocialscience.com/the-fall-of-rhodesia/

[38] [39] [40] [41] [42] [43] [44] [45] [46] ZAPU and the liberation of Zimbabwe: Setting the record straight – CITEZW

https://cite.org.zw/zapu-and-the-liberation-of-zimbabwe-setting-the-record-straight/

[47] [48] [49] [50] [51] RHODESIA PSYOP 1965

https://www.psywarrior.com/RhodesiaPSYOP.html

[52] [53] [54] Chimurenga – Music in World Cultures

https://uark.pressbooks.pub/musicinworldcultures/chapter/zimbabwean-chimurenga/

[55] [56] [57] The Power of Music | DASA African Popular Culture

https://dasapopularculture.wordpress.com/2019/02/07/the-power-of-music/

[58] [59] [60] History of the Rhodesian Bush War with description and origins of opposing forces with ideology, strength and casualties; and the impact on civilians.

https://www.rhodesians.co/strength.php